Liebe Unterstützer:innen,

gerade tut sich viel, was entscheidend für die Entwicklung unseres Vereins ist, weshalb wir (Vorstand, Aktive und Geschäftsführung) eine Pressemitteilung verfasst haben, die Sie hier herunterladen können. Wir freuen uns, wenn Sie die Mitteilung verbreiten, Leser:innenbriefe schreiben oder die Gemeinderät:innen ansprechen.

Hier ist der Volltext:

LDNS in den alten Güterbahnhof!

Im Tübinger Gemeinderat steht jetzt im Juni 2021 die Entscheidung an, was aus der Güter-bahnhofshalle werden soll – nach 6 Jahren. 2015 hat der Gemeinderat beschlossen, das Stadtarchiv sollte in die Halle kommen und auch das Lern- und Dokumentationszentrum zum Nationalsozialismus (LDNS), für dessen Einrichtung sich der gleichnamige Verein jetzt schon 11 Jahre einsetzt. 4 Jahre, bis 2019, brauchte die Bauverwaltung, um festzustellen, dass die Halle das Archiv statisch nicht aushält. Damit war für die Stadtverwaltung auch ein LDNS er-ledigt, nur wegen der Nähe zum Archiv solle es doch dort hineinkommen. In der aktuellen Vorlage für den Gemeinderat steht jetzt kein Wort mehr dazu drin.

So geht es nicht! Es ist bekannt, dass es für ein LDNS außerhalb des Güterbahnhofs derzeit keine räumliche Alternativen gibt! Die Güterhalle ist ein authentischer Ort der Verbrechen des Nationalsozialismus, ein Ort der Zwangsarbeit sowjetischer Kriegsgefangener, also der am brutalsten behandelten Gruppe der so Missbrauchten, waren sie doch für die Nazis nur „Un-termenschen“. NS-Zwangsarbeit hat in und für die Stadt Tübingen, die Unikliniken, Rüstungs- und Privatbetriebe und im Güterbahnhof mit über 1.700 Sklavenarbeiter:innen eine zentrale Rolle gespielt. Organisiert und verantwortet wurde dieses Verbrechen durch das Militär und die städtischen Behörden, profitiert haben alle außer die Geschädigten selbst. Authentische Orte sind die Zentren der NS-Erinnerungskultur. Zum alten Güterbahnhof als Ort für ein Lern- und Dokumentationszentrum hatte 2012 die damalige Leiterin des Fachbereichs Kultur, Frau Dr. Daniela Rathe, geraten, nachdem das erst vorgesehene Theodor-Haering-Haus nicht dafür frei gemacht werden konnte. Nur die Aussicht auf diesen Ort hielt den Verein davon ab, die Arbeit in irgendeinem kleinen, ungeeigneten Raum zu beginnen. Er setzte und setzt bis heute seine viel gelobten Veranstaltungsprogramme fort (Vorträge, Führungen, auch eine Ausstellung zur Zwangsarbeit), Mitglieder recherchieren und publizieren.

Jetzt bietet sich nicht nur Platz in der Halle, er ist sogar ideal. Das ganze Untergeschoss, mehr als 700 m2, soll Kulturkeller werden, Werkstätten, Probenräume, Ateliers … . Der Raumbedarf des LDNS ist da ein Klacks: ein Multifunktionsraum für Workshops für Junge und Alte, digitale Recherchen, Vorträge und ein Büro- und Bibliotheksraum. Und mit dem Multifunktionsraum gäbe es endlich einen Ort, wo die zahlreichen, sich ergänzenden Akteur:innen der Erinne-rungskultur aus der Bürgerschaft sich koordinieren und effektiv vernetzen können. Denn nie-mand von ihnen hat bislang einen Raum, der dafür geeignet wäre. Und der Verein kann noch etwas in der Halle tun. Die Stadt denkt schon auch an die NS-Authentizität des Orts, in einem Satz in ihrer Vorlage: „Der Beobachtungsstand bleibt erhalten und ist während der Öffnungs-zeiten von beiden Seiten her zugänglich.“ So kann das LDNS dort doch noch die Daueraus-stellung zur Zwangsarbeit im Nationalsozialismus in Tübingen und Umgebung realisieren, die schon seit 2015 im Gespräch ist. Dazu hat der Verein bereits eine Wanderausstellung erar-beitet. Im Erdgeschoss der Halle soll es Ausstellungsfläche geben, ein ausgezeichneter Platz auch für Wechselausstellungen zum Nationalsozialismus und auch zur Gefährdung der De-mokratie durch den Rechtsextremismus und ihre Stärkung gegen ihn, mitten im bunten Ge-triebe in der Halle. Und die Beziehung zum Stadtarchiv? Die ist keine Sache der räumlichen Nähe und war es auch nie. Mit dem Stadtarchiv hat der Verein LDNS von Beginn an eng zusammengearbeitet. Die Zusammenarbeit wird sich auch noch steigern, wenn es das Zent-rum im Güterbahnhof gibt.

LDNS-Pressemitteilung_LDNS in die Güterhalle