Der Verein LDNS e.V. hat das Ziel, in Tübingen ein Lern- und Dokumentationszentrum zum Nationalsozialismus einzurichten. Mehrere Gründe sprechen dafür: Als Sitz der Landesuniversität, als Garnisonsstadt und als Verwaltungsstadt hatte Tübingen eine besondere soziale Struktur, die das politische Klima in der Stadt deutlich beeinflusste. Während der Weimarer Republik war das Spektrum von deutsch-national bis völkisch maßgeblich prägend für das politische Leben in der Stadt und an der Universität. Antisemitismus kam in Tübingen bereits früh zum Vorschein, zum Beispiel in Form des Freibadverbots für Juden und „Fremdrassige“ von 1933. Zahlreiche spätere NS-Täter, darunter mehrere Leiter von Einsatzgruppen der SS, hatten in Tübingen gelebt bzw. studiert und sich politisch radikalisiert.

Güterhalle, links der Beobachtungsstand (Foto: Hans-Peter Hellermann).

Der Verein sieht den ehemaligen Tübinger Güterbahnhof als in besonderem Maß für ein Lern- und Dokumentationszentrum geeigneten Ort an. Zum einen wegen der engen Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv, die dort möglich sein wird. Zum anderen aufgrund der Geschichte des Areals: Am Güterbahnhof hatten während des Zweiten Weltkriegs sowjetische Kriegsgefangene Zwangsarbeit leisten müssen. Dieser authentische Ort ist geradezu prädestiniert für die Vermittlung der Geschichte der Zwangsarbeit, die bislang in Südwürttemberg noch nicht museal dokumentiert wird. Lesen Sie hier mehr über die wechselvolle Geschichte des Tübinger Güterbahnhofs.

Auf dem Gelände des ehemaligen Tübinger Güterbahnhofs und des anliegenden Gleisbetts entsteht momentan ein neues Wohngebiet. Auch der Güterbahnhof selbst wird in den kommenden Jahren saniert und umgebaut. Verfolgen Sie in einer Fotostrecke das Tübinger Güterbahnhof-Areal im Wandel.